Christian Werner



„Ausblicke in die Vergangenheit I – III“
Handabzüge auf Baryt 2009/10


Der Preis wurde gesponsert von:


Die Arbeiten von Christian Werner wurden vom Damen-Lions Club Hofheim Rhein-Main angekauft und mit den bisherigen Preisträger-Arbeiten dem Stadtmuseum Hofheim am Taunus gespendet.


Begründung der Jury

Konsequent bricht Christian Werner mit der herkömmlichen Sichtweise des Fensters als Zukunftsaussicht auf eine bessere Welt. Seine Bildserie „Ausblick in die Vergangenheit“ zeigt Orte die in der Vergangenheit von menschlichem Leben erfüllt waren und mittlerweile dem Verfall, der Beachtungs- und Bedeutungslosigkeit preisgegeben wurden…“.
Diese fotografische Position hat die Jury einhellig überzeugt.

Hofheim, im März 2011
Ralf Dingeldein, Michael Kerstgens, Anastasia Khoroshilova, Dr. Mario Kramer, Luminita Sabau

Text des Preisträgers

Ein Blick durch ein Fenster aus einem dunklen Raum nach draußen bedeutet meist einen Blick nach vorn, aus der umgebenden Dunkelheit in das Licht, in etwas unmittelbar bevorstehendes, in eine verheißungs- vollere Außenwelt zu richten.
Angenehmere Gedanken werden greifbar, Sonne und Licht fühlbar, positive Zukunftsaussichten spür- und die Anwesenheit menschlichen Lebens wahrnehmbar. Nur selten verspüren und assoziieren Menschen bei einem Blick nach Außen die allgegenwärtige Präsenz der Vergangenheit, der Geschichte und der Einsamkeit.
Die beiliegende Bildserie entstand zwischen April 2009 und November 2010 auf verschiedenen fotografischen Reisen. Sie zeigt Orte, die in der Vergangenheit von menschlichem Leben erfüllt waren und mittlerweile dem Verfall, der Beachtungs- und Bedeutungslosigkeit preisgegeben wurden, weil sie ihren Zweck im Rahmen der Gesellschaft, der Geschichte erfüllt und somit ausgedient haben.
Die Ausblicke aus den Fenstern „schmücken“ die düsteren Wände der verlassenen Räume wie melancholische, endzeitliche Gemälde und ermöglichen einen stummen, unmittelbaren Blick zurück in die Vergangenheit.

Christian Werner, Münster 2011

Biografie

Geboren 1980

August 2002 bis August 2003
Fachoberschule Sozialpädagogik, Weimar, Abschluss der Fachhoch- schulreife

September 2003 bis Februar 2006
Studium der Sozialen Arbeit / Sozialpä- dagogik, Fachhochschule Erfurt

März 2006 bis Juli 2007
berufliche Umorientierung in Richtung der Fotografie, diverse fotografische Praktika

August 2007 bis Juli 2010
Berufsausbildung zum (Werbe-) Fotografen, CASA- Fotoatelier für Werbung, Münster

seit 2. August 2010
Aufnahme einer selbstständigen, freiberuflichen Tätigkeit als Fotograf, Durchführung erster eigener, größerer fotojournalistischer Projekte

monochromatic25@gmx.net

 


Stefanie Schröder



„Irak Rotation Joint Multinational Readyness Center, Hohenfels I – IV“
Lochkamera, pigmentierte Ausdrucke 2009


Der Preis wurde gesponsert von:


Begründung der Jury

Zonta-Sonderpreis für Stefanie Schroeder

Stefanie Schroeder schafft es, ein hochaktuelles Thema mit der nur scheinbar nicht zeitgemäßen Technik der Lochkamera zu visualisieren.
In einer hochtechnisierten Welt, die selbst Kriege vorinszeniert, gelingt es ihr mit minimalen technischen Mitteln den Blick auf Verborgenes zu lenken.
„Die Fotografien sind verzerrt, verschwommen und von nostalgisch anmutender Ästhetik. Sie zeigen viel weniger den Ort selbst als den Zustand seiner Verschlossenheit.“

Hofheim, im März 2011
Ralf Dingeldein, Michael Kerstgens, Anastasia Khoroshilova, Dr. Mario Kramer, Luminita Sabau

Text des Preisträgers

Die US-Armee führt auf ihrer Militärbasis bei Hohenfels in der Oberpfalz regelmäßig Manöver (Rotations) zur Vorbereitung des Irakkrieges durch. Dafür engagiert sie Statisten aus Deutschland, die irakische Zivilisten darstellen sollen. Diese Civilians on the Battleield leben für einige Wochen abgeriegelt in künstlichen Dörfern auf dem Militärgelände, um dort arabischen Alltag nachzuspielen. Auf dem Gelände sind Kameras nicht zugelassen, diese Bilder erstellte ich mit einer Lochkamera während einer dreiwöchigen Übung, an der ich als Civilian on the Battlefield teilnahm.

Als Kameragehäuse diente eine Dose für Kleinbildfilm, zurechtgeschnittene Planfilmstreifen als Negativmaterial. Dadurch entstanden Vignettierungen und starke Verzerrungen. Zudem erscheinen die zum Teil während der Manöver aufgenommenen Bilder durch die langen Belichtungszeiten entgegen den realen Bedingungen menschenleer. Die Fotografien sind verschwommen und von nostalgisch anmutender Ästhetik. Sie zeigen viel weniger den Ort selbst als den Zustand seiner Verschlossenheit.

Stefanie Schroeder

Biografie

Geboren 1981
in Weimar

seit 10/2006
Studium Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

04/2005 – 07/2005
Gasthörer Bereich Medienkunst, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe

10/2001 – 07/2006
Studium Kunstpädagogik, Kunstgeschichte, Kommunikationswissenschaft an der Universität Greifswald

stefanie@hgb-leipzig.de

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